Grundsätzlich könnte jeder psychologisch oder pädagogisch ausgebildete Mensch und erst recht
jeder Schulpsychologe oder Beratungslehrer in Baden-Württemberg, jeder Kinderpsychiater und jeder
niedergelassene Kinderpsychologe eine Lese-Rechtschreibstörung erkennen und gegen andere
Schwierigkeiten im Entwicklungsalter abgrenzen. Unglücklicher Weise grassieren aber Vorurteile und
bildungsfinanzielle Vorbehalte bis in höchste schulische Ebenen, sodass jedenfalls die schulische
Diagnostik, sofern die nötigen diagnostischen Instrumentarien überhaupt zum Einsatz kommen,
manchmal eher von weltanschaulichen Grundannahmen geprägt ist denn vom Interesse an optimaler Hilfe.
Gradmesser für die Qualität einer Untersuchung sollte für die Eltern betroffener Kinder
deshalb immer sein, ob aus der Untersuchung eine ausführliche Beratung mit einem Hilfeangebot folgt,
aus dem eine entscheidende Verbesserung der Problemsituation ersichtlich wird. Positiv vermerkt sei hier,
dass die Veröffentlichungen des Landesinstituts für Erziehung und Unterricht (LEU) und die
Fortbildungsaktivitäten des Staatlichen Schulamts Reutlingen immerhin zu einer Steigerung des
Problembewusstsein bei den Lehrern beigetragen haben, fachlich und personell sind die Schulen leider aber
immer noch nicht hinreichend ausgestattet, sodass legasthene Kinder im schulischen Alltag oftmals noch eine
Überforderung unseres Schulsystems darstellen.
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