Ab welchem Alter kann eine Diagnose auf LRS gestellt werden?
- Bereits vorschulisch kann eine hohe Wahrscheinlichkeit für das spätere Eintreten einer Lese-Rechtschreibstörung/Legasthenie festgestellt werden. Merkmale der aktiven Sprachverwendung, der Vorlieben und des Vermeidungsverhaltens im Bereich der auditiv-verbalen Wahrnehmung und Kommunikation eines Kindes sind recht sichere Indikatoren für das Auftreten späterer Schwierigkeiten im Schulbereich. Leider gehört dieser Bereich noch nicht zum Kompendium der Erzieherausbildung.
- Eine sichere Diagnose, ob eine Lese-Rechtschreibstörung vorliegt und wie sie ausgeprägt ist, ist immer erst dann möglich, wenn der schulische Versuch der Lese- und Rechtschreibunterweisung vorgenommen worden ist, also am Ende der 1. Klassenstufe.
- Bei vielen Kindern stellt sich z.B. wegen guter allgemeiner Merkfähigkeitsleistungen erst im Laufe der 3. Grundschulklasse heraus, dass es mit dem Schreiben und Lesen hapert. Kritische Momente sind hier die oft erstmalig völlig ungeübten Diktate oder die ersten Textaufgaben in Mathematik.
- Bei vielen Kindern stellt sich erst im Verlauf der 5. Klasse einer weiterbildenden Schule heraus, dass die Lese- und/oder Rechtschreibfertigkeit ihrem allgemeinen intellektuellen Niveau nicht entspricht. Dies hat oft damit zu tun, dass die Grundschullehrerin in ihrer 4. Klasse viele „noch schlechtere Rechtschreiber“ hatte, sodass sie die Rechtschreib- oder Leseprobleme dieses Kindes entweder gar nicht als solche bemerkt hat oder für so marginal hielt, dass ihm weder Diagnostik noch Hilfe zuteil wurde.
Eine sichere Diagnostik ist demnach nach Schuleintritt in jedem Lebensalter möglich. Auch der Erwachsene kann auf Grund einer guten Diagnostik und mit einer entsprechend gezielten Hilfe das Schreiben und Lesen noch erlernen.